Aufruf - Berghänfling und Taigabirkenzeisig: Raritäten oder übersehene Wintergäste?
Bayerische Avifaunistische Kommission
Postfach 120406, 93026 Regensburg
Zum aktuellen Vorkommen von Berghänfling Carduelis flavirostris und Taigabirkenzeisig Carduelis f. flammea in Bayern
ist wenig bekannt. Der Berghänfling stand nicht einmal auf der zuletzt publizierten Meldeliste der BAK,
da bis vor kurzem keine dokumentierte oder belegte Beobachtung aus den letzten Jahrzehnten bekannt war.
Auch über das Auftreten des Taigabirkenzeisigs lässt sich momentan nur spekulieren.
Vermutlich erscheint er regelmäßig und in manchen Wintern auch in größeren Trupps in Bayern,
die sichere Unterscheidung vom Alpenbirkenzeisig Carduelis f. cabaret ist jedoch schwierig
und bei Einzelvögeln oft unmöglich (Winkler 2003; Winkler 2003; www.ogbasel.ch/pages/forum.html).
Berghänfling

Der Berghänfling ist Brutvogel in Irland und Schottland sowie im nördlichen Skandinavien. Weitere Unterarten leben in den Gebirgen Vorder-, Mittel- und Zentralasiens. In Mitteleuropa überwintert der Berghänfling regelmäßig im Bereich der Nordseeküste, im östlichen Mitteleuropa reicht sein Überwinterungsgebiet aber auch bis tief ins Binnenland, so z. B. in die Ungarische Tiefebene. Während es aus der Schweiz nur einen einzigen anerkannten Nachweis gibt (Maumary et al. 2007), erscheint er bereits im österreichischen Seewinkel regelmäßig in kleineren Trupps (Bauer et al. 2005). Es ist sicherlich davon auszugehen, dass vor allem zu den Zugzeiten gelegentlich einzelne Vögel oder kleine Trupps auch in Bayern auftreten. Um mehr über das Vorkommen des Berghänflings in Bayern zu lernen, bittet die BAK daher, alle Beobachtungen dieser Art (gerne auch aus vergangenen Jahren) ausführlich zu dokumentieren und an uns zu übermitteln. Bei zukünftigen Beobachtungen sollte nach Möglichkeit auch versucht werden, aussagekräftige Fotos anzufertigen.
Taigabirkenzeisig
Sowohl die taxonomische Stellung als auch die Unterscheidung der einzelnen Taxa im Birkenzeisigkomplex ist stellenweise noch unklar und wird in der Fachliteratur kontrovers diskutiert (Marthinsen et al. 2008, Knox et al. 2001). In Bayern brütet der eher kleine und dunkel gefärbte Alpenbirkenzeisig. Im Winter wandern Birkenzeisige nördlicher Populationen zu, darunter ebenfalls Alpenbirkenzeisige, die nach einer Ausweitung des Brutgebiets mittlerweile bis ins südliche Skandinavien als Brutvögel vorkommen, aber wohl auch zumindest in manchen Wintern Taigabirkenzeisige aus ihren nördlicher gelegenen Brutgebieten. Leider ist die Bestimmung dieser Vögel komplex und zumindest für einzelne Vögel nicht immer sicher möglich. Die BAK ruft daher alle Beobachter und Fotografen auf, aussagekräftige Fotos von Birkenzeisigen aus den Wintermonaten zu schicken. Besonders erwünscht sind dabei Fotos von möglichen Taigabirkenzeisigen und vor allem auch von Trupps. Hier ist die Hoffnung, anhand solcher Fotos klären zu können, ob und in welcher Zahl Taigabirkenzeisige nach Bayern gelangen. Angemerkt sei noch, dass in der neuen Avifauna der Schweiz (Maumary et al. 2007) bisher nur drei anerkannte Nachweise des Taigabirkenzeisigs aufgeführt werden, die allesamt durch Bälge belegt sind. Dennoch wird natürlich auch in der Schweiz ein evasionsartiges Auftreten in manchen Winter vermutet.
Literatur
- Bauer, H.-G., E. Bezzel & W. Fiedler (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Bd. 2. Passeriformes – Sperlingsvögel. 2. Aufl. - Aula, Wiebelsheim.
- Knox, A., A. Helbig, D. Parkin & G. Sangster (2001): The taxonomic status of Lesser Redpoll. - British Birds 94: 260-267.
- Marthinsen, G., L. Wennerberg & J. T. Lifjeld (2008): Low support for separate species within the redpoll complex (Carduelis flammea-hornemanni-cabaret) from analyses of mtDNA and microsatellite markers. - Molecular Phylogenetics and Evolution 47: 1005-1017.
- Maumary, L., L. Vallotton & P. Knaus (2007): Die Vögel der Schweiz. - Schweizerische Vogelwarte, Sempach und Nos Oiseaux, Montmollin.
- Winkler, R. (2003): Der Taigabirkenzeisig Carduelis flammea flammea in der Schweiz. -Ornithol. Beob. 100: 315-321.